Lichterfelde West / Zehlendorf Süd
(Wahlkreis 3)

Villenkolonie Lichterfelde West

Die Villenkolonie Lichterfelde erstreckt sich etwa einen Kilometer weit beiderseits der Drakestraße in Lichterfelde West. Sie ist eines der ältesten Villenviertel Berlins und zeichnet sich durch die architektonische Vielfalt der herrschaftlichen Häuser und Villen aus, die hier wilhelminisch, neoromanisch und neogotisch gestaltet die gepflasterten Alleen säumen. Auch finden sich hier von Gustav Lilienthal entworfene Anwesen im Neu-Tudorstil und ein kleines Geschäftszentrum rund um den S-Bahnhof Lichterfelde West. In dem von seinem hohen adeligen Bevölkerungsanteil geprägten Lichterfelde West traf sich während des Dritten Reiches der sogenannte „Grafenclub“ der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ um Peter Graf Yorck von Wartenburg. Zu seinen Mitgliedern gehörten u. a. Berthold Schenk Graf von Stauffenberg und dessen Cousin Helmuth James Graf von Moltke, nachdem heute die Moltkestraße in Lichterfelde West benannt ist.

Schweizer Viertel

Das Schweizer Viertel entstand im Anschluss an die Villenkolonie bis in die 1930er Jahre und liegt im südwestlichen Teil von Lichterfelde West. Viele der Straßen sind nach Städten und Orten in der Schweiz benannt. Nach Abzug der Alliierten entwickelten sich ehemalige Kasernengelände zu Baugebiet für Stadtvillen und Reihenhäuser. An der Goerzallee entstanden zudem in den denkmalgeschützten Gebäuden des ehemaligen Telefunkenwerks moderne Wohnungen und Lofts unter den Namen Lesley Lofts und Monroe Park.

Lichterfelde West ist von kleinen Plätzen und Grünflächen geprägt, die als Teil der Villenkolonie, aber auch bei den späteren baulichen Erweiterungen als Schmuckplätze geplant wurden und dem Stadtviertel den typischen Charakter einer Gartenstadt verleihen. In der Nachkriegszeit wurden einige dieser Pläze wieder originalgetreu hergerichtet, wie zuletzt der Paulinenplatz.

Der Augustaplatz ist ein eingetragenes Gartendenkmal und wird nach den originalen Plänen von 1905 als symmetrisch angelegter Rosengarten gepflegt.

Der Paulinenplatz an der Kreuzung von Kadettenweg und Paulinenstraße wurde 2020–2021 durch Spenden einer Nachbarschaftsinitiative nach Vorbild der ursprünglichen Gestaltung von 1903 als Schmuckplatz wiederhergestellt.

Der Karlplatz, an der Ringstraße gelegen, beherbergt einen vielgenutzten Spielplatz. Am Platz befinden sich ein Café und weitere kleine Geschäfte. 2015 erhielt der Platz eine neue Gestaltung und Bepflanzung.

Auf dem Ludwig-Beck-Platz findet ein Wochenmarkt statt.

An der Ecke der Clauertstraße war 1953 die Justizvollzugsanstalt Düppel entstanden und die Strafgefangenen betrieben dort in den darauffolgenden Jahren Landwirtschaft. Ende 1970/Anfang 1971 begann die Deutsche Reichsbahn, wohl auch auf Bitten des Anstaltsleiters, [1]  mit dem Bau eines Haltepunkts an der seit 1948 im elektrischen Pendelbetrieb befahrenen Stammbahn. Zusätzlich wollte die Reichsbahn ein in der Entstehung begriffenes Neubaugebiet für die S-Bahn erschließen. [2]  Es kam Anfang 1971 zu Unstimmigkeiten mit der amerikanischen Kommandantur. Da die Deutsche Reichsbahn die in den Westsektoren gelegenen Bahnanlagen als Eigentum der Deutschen Demokratischen Republik betrachtete, hatte sie den Bau des Haltepunkts nach DDR-Recht vorbereitet. Die Westalliierten bestanden hingegen darauf, dass das Reichseisenbahnvermögen als beschlagnahmtes Reichsvermögen der alliierten Kontrolle unterstand und somit geltendes Recht fortbestand. In diesem Fall war eine Planfeststellung nach dem Reichsbahngesetz vom 4. Juli 1939 vorgesehen. Eine Senatsdienststelle übernahm daraufhin stellvertretend für die Reichsbahn die Ausarbeitung des Planfeststellungsverfahren, womit die Bauarbeiten im September 1972 fortgesetzt werden konnte. Am 20. Dezember 1972 wurde der Haltepunkt Zehlendorf Süd eröffnet. Auf der etwa 2,2 Kilometer langen Strecke gab es keine weitere Zwischenstation. Durch den lediglich etwa 70–80 Meter langen Seitenbahnsteig war sie nur für Halbzüge geeignet. Der Haltepunkt war der erste Bahnhofsneubau der Reichsbahn in West-Berlin seit 1946 und der einzige von ihr dort in Eigenregie errichtete S-Bahnhof.

Von Fridolin freudenfett (Peter Kuley) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20497796

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